Ein Törnbericht der Circus Maximus zur Soloregatta „Rund Skagen“ 2020
Das im Anschluss an die legendäre Nordseewoche stattfindende „Pantaenius Rund Skagen Race“ gilt als anspruchsvollste deutsches Hochseeregatta. Das Rennen führt über ca. 510 Seemeilen von Helgoland aus durch die Nordsee und den Skagerrak um das dänische Kap Skagen herum durch das Kattegat und den Großen Belt zur Ziellinie beim Leuchtturm Kiel. Die perfekte Strecke für die sturmerprobte X-79 „Circus Maximus“. Daher wurden im Frühjahr alle Vorbereitungen getroffen um die Circus im Jahr 2020 an den Start zu bringen. Coronabedingt wurde die Regatta leider nach einigem hin- und her jedoch von den Veranstaltern abgesagt. Nun standen wir (das sind Skipper und Eigner Tanno Kruse, Alexander Bayer, Peter Burlager und Paul Giese) vor der Wahl: Den Kurs trotzdem alleine Segeln oder die Woche Urlaub Coronabedingt Zuhause verbringen. Schnell war klar: Es wird gesegelt! Eine Woche ungeduscht mit vier Männern an Bord einer X-79 sind einfach
aufregender als eine Woche mit Mutti auf dem Sofa. Am 30.05.2020 um kurz nach 08:00 Uhr ging es nun also bei bestem Wetter auf Kurs Nord. Den Heimathafen Horumersiel ließen wir schnell hinter uns,und auch unser favorisierter Hafen Helgoland blieb an Backbord liegen. Aufgrund von launischen Winden beschloßen wir uns relativ dicht an der dänischen Küste Richtung Norden zu kämpfen. Der Offshore Windpark „Horns Rev“ blieb
unüblicherweise auch an Backbord, und oft in Sichtweite des unendlichen dänischen Strandes ging es munter weiter. Als am 02.06.2020 am frühen Morgen die nördliche Kardinaltonne am Skagens Rev in Sicht kam nutzten wir den zu schwachen Raumen Wind setzten zu zweit den Spi. Mit Müh und Not kamen wir damit auch bis kurz vor die Tonne, allerdings hatten wir den in die Ostsee drückenden Strom gegen uns und mussten übermüdet und durchgefroren wenige Meter vor der Tonne den Spi zurück in den Segelsack ziehen. Unsere Mitsegler der anderen Wache bekamen von all dem nicht viel mit. Die Frage, ob sie das runden der Tonne selbst miterleben wollen würden wurde mit einem verschlafenen „macht mal ein Foto für Instagram“ beantwortet. Alles klar! 05:02
Uhr. Herzlich Willkommen in der Ostsee. Doch auch hier sollten uns erstmal keine einfachen Winde geschenkt werden. Wir kreuzten durch unzählige auf Reede liegende Tanker, Containerschiffe und Kreuzfahrer. Immer wieder waren Kurswechsel angesagt, um die Landnahe Thermik zu nutzen. Ehrlich gesagt nicht die Lieblingsdisziplin für uns Nordseesegler. Die Große Belt Brücke durchfuhren wir am 03.06.2020 um 19:38 Uhr
und kurze Zeit später ließen dunkle Wolken am Horizont es vermuten. Endlich Wind!
Die kurzen Hosen wurden gegen das Ölzeug getauscht und das Schiff seefest gemacht. Die wenigen verbliebenden Vorräte (der Rum war
schon Tage vorher leer) wurden gesichert, und bevor wir uns umsehen konnten saßen 3 Mann auf dem
Vorschiff um die G1 gegen die G3 zu tauschen. Ein vom plötzlichen Wind überraschter Alex saß im Schlafanzug
an der Pinne und wunderte sich über das Geschehen. Für die Freiwache war es eine unruhige Nacht, denn der
raume Wind mit 20-25 Knoten schob uns zügig in Richtung Kiel. Am frühen Morgen des 04.06.2020 konnten wir
den Leuchtturm Kiel an Steuerbord liegen lassen, und das Rennen so vor den 26776 Teilnehmern der virtuellen
Regatta gestarteten beenden. Am gleichen Tag schleusten wir in den Nord-Ostsee Kanal ein und motorten im
strömenden Regen bis Brunsbüttel, wo uns unser Skipper auf eine warme Mahlzeit und ein paar geliebte Cola-
Rum in ein Restaurant in der Nähe der Schleuse einlud. Am nächsten Tag überführten wir die X noch bis
Cuxhaven, wo sie aufgrund einer ungünstigen Tide und westlichen Winden bis 30 Knoten, im Yachthafen ihren
Liegeplatz für eine Woche finden sollte. Übermüdet, nass, stinkend, aber mächtig stolz auf unsere Leistung ging
es die letzten Kilometer mit dem Auto nach Hause, was nach einer Woche an Bord die bessere Alternative zum
rauen Wetter auf der Nordsee war. Fortsetzung folgt!