German Open 2019
Wir wollten wieder mit der gleichen Mannschaft antreten, wie im letzten Jahr, so hatten wir es im Frühjahr verabredet: Mein Bruder Dirk aus Hamburg, mein Sohn Lukas aus Braunschweig und mein Neffe Bernhard hier aus Flensburg, also wieder 4 x Outzen auf der Bahn Bravo im FSC! Da kam leider etwas dazwischen, Dirk musste kurzfristig absagen. So suchten wir gemeinsam Ersatz: ich wurde in der Familie („4 x Outzen“ …) und bei meinen sonstigen Leuten nicht fündig, aber Bernhard wurde es: Thore Kiesbye hatte Zeit und Lust mit uns zu segeln. Mit ihm hatten wir einen zweiten Bundesligasegler in unserer Mannschaft, denn er steuert das Junioren-Boot des FSC, während Bernhard bei den „Senioren“ in einer Mannschaft die Taktik macht. Wir hatten uns verabredet die letzte MiAR als Testregatta zu nutzen, Lukas war schon angereist, die anderen hatten Zeit. Aber da spielte uns das Wetter einen Streich: die Wettfahrt wurde wegen zu viel Wind nicht gestartet … so kamen wir nur zu Currywurst, Schnitzel und Flammkuchen und verteilten dabei „trocken“ unsere Aufgaben. Aber nun der Regattabericht:
Für den Freitag haben wir uns früh verabredet, weil wir vorher noch ein paar Schläge segeln wollen, z.B. ein paar Wenden üben. Aber es ist wiederum ziemlich viel Wind, so dass wir beschließen, nicht so früh raus zu gehen, um keine Kräfte zu verschenken. Wir verstauen unnötige Ausrüstungsgegenstände auf dem Nachbarschiff Helle meines Freundes Thomas. Dann stellen wir den Mast gerade, in dem wir zunächst den Abstand vom Fockfallblock beidseits zur Lochleiste messen und den Mast an den Oberwanten gerade stellen (da fehlt nicht viel). Dann messen wir die Wantenspannung (dazu holt Bernhard einen Spannungsmesser - das habe ich noch nie gemacht … ;). Dann ziehen wir Bernhard hoch, damit er das Mittelwant korrigiert. So gerade stand unser Mast noch nie!! Dann eine kleine Stärkung mit den mitgebrachten Brötchen und mit Kaffee und Apfel- und Brombeerkuchen, den Ute für uns gebacken hat. Die typische X-79-Frage: „Genua oder Fock?“ wird heute eindeutig bei allen, sogar bei den Dänen von der Exellence gleich beantwortet, schließlich wehen so ca. 6 Bft. aus NW, in Böen mehr. Auf der Brücke „beschwert“ sich Janine von der X-Brave noch, dass ich doch neulich weniger Wind versprochen hätte … Wir legen unter Segeln ab, denn den Motor haben wir für dieses Event doch mal wirklich abgebaut! Wir machen draußen ein paar Wenden, um die Detailaufgaben dabei zu verteilen und gehen dann zur Alpha Tauri, dem Startboot, um uns anzumelden. Thore und Bernhard fachsimpeln über die Linie und erklären mir, dass die linke Seite bevorteilt ist, das können wir beim Start der J-80 dann auch deutlich sehen. Da die Linie nicht verändert wird, leiten sie mich zur rechten Zeit an die linke Seite und wir fahren gemeinsam einen super Start! Ich werde nonstop mit Infos gefüttert und muss erstmal Vokabeln lernen: „Es zieht!“ heißt, der Wind dreht so, dass ich höher gehen muss, „Es backt!“ das Gegenteil. Zusätzlich haben sie den Taktiküberblick und sehen an den vor uns segelnden J-80, wie unser Wind „in Zukunft“ sein wird. Wir kreuzen gut, Höhe und Speed stimmen, Bernhard kämpft an der Großschot, weil der böige Wind hier viel Spiel erfordert. Die Wenden klappten mal besser, mal nicht so gut, hier sehen wir Verbesserungspotential. Der erste Downer geht auch gut, der Spi geht gut hoch, wenn auch etwas später, als bei manchem Anderen, aber einige Teams sind auch jahrelang eingespielt. Auch beim Downer bleiben die Anweisungen nicht aus: „Vorsicht Angriff von hinten, du musst hoch!“ oder „Lass ihn nicht unten durch fahren!“ oder „Der Wind nimmt zu, nimm Tiefe mit!“ Ich habe noch viel zu lernen! Das Bergemanöver geht auch gut, die 2. Kreuz läuft auch, ich glaube, wir kamen als 5. Schiff am Luv-Fass an. Auf dem 2. Downer haben wir Pech: wir kommen leicht ins Geigen, ich kriege noch den Hinweis „Geh höher!“, aber da kommt eine kräftige Bö in genau dem falschen Augenblick, als der Spi weit in Luv ist und wir fahren in eine Chinese Gype, auch eine Vokabel, die ich nicht kannte … wir schießen falsch herum in die Sonne und legen uns, eine Patenthalse machend, mächtig auf die Backe, ich fliege im neuen Lee ins Wasser habe aber das Glück, dass das Schiff schon praktisch keine Fahrt mehr hat, so dass ich die Spischot festhaltend mich neben dem Schiff wiederfinde als meine aufploppende Rettungsweste mich wieder an die Oberfläche holt. Das Schiff liegt weiterhin auf der Seite, weil der Spi noch unten voll Wasser und oben voll Wind ist, so dass ich mir die Großschot greifen und mich ins Cockpit ziehen kann ohne dabei Hilfe zu brauchen. Die Jungs, die sich alle irgendwie an Bord hatten festhalten können, haben derweil den Spi geborgen, so dass sich das Schiff wieder aufrichtet. Schnell ist klar, dass sich keiner verletzt hat, das ist das wichtigste! Dann stellen wir fest, dass die Pinne im vorderen Teil längs - an den Schraubenlöchern des Pinnauslegers - gebrochen ist, ich hatte mich wohl am Ausleger festgehalten, aber der Ausleger ist da … und der Blick nach unten zeigt: kein Wasser im Schiff! Wir müssen nicht nur an Bord sondern auch in unseren Köpfen ein wenig aufklaren. Ein Begleitschlauchboot guckt nach uns, ich kann mit Daumen hoch signalisieren, dass alles in Ordnung ist. Ich bin natürlich pitschnass, habe aber offensichtlich genug Adrenalin im Blut, mir ist nicht kalt. Deshalb rufe ich: „Fock hoch, die Wettfahrt segeln wir noch zu Ende!“ Die Fock kommt sofort hoch und wir segeln das letzte Stück vorm Wind und die kleine Kreuz und gehen immerhin noch als 8. Von 11 in Ziel, einige hatten den Spi wegen des Windes gar nicht erst gezogen! Und: auch andere hatten Probleme, dafür hatten wir nur keine Augen … In der Pause überlegen wir kurz, wie es weiter gehen soll. Glücklicherweise hat Lukas noch trockene Sachen an Bord, meine Wechselsachen habe ich im Hafen gelassen und mir wird nun doch langsam kalt ... Ich ziehe mich um, während Lukas und Bernhard die Pinne mit Dyneemastrop und Panzertape wieder nutzbar machen, das kriegen sie auch gut hin! Gut dass wir mit Lukas nen Ingenieur an Bord haben! Ein Begleitboot kommt längsseits und bringt mir eine neue Rettungsweste, mein knalloranger Kragen war wohl auffällig genug. Vielen Dank dafür, sehr aufmerksam!! Wir sind uns einig, dass wir weiter segeln wollen und sind nun mit der präparierten Pinne dafür auch wieder bereit. Viel Zeit haben wir nicht mehr für die Vorbereitung, denn die J-80 sollen schon wieder starten. Ich bekomme wieder Bescheid: diesmal ist die rechte Seite der Linie im Vorteil, das können wir dann beim Start der J-80 wiederum deutlich sehen. Also nach rechts. „Achtung gleich haben wir ein Leeboot! Du musst also noch mal runter, damit wir nicht über die Linie gedrückt werden!“ Nun sind wir in lee frei und liegen trotzdem fast in Layline zum Startboot – wieder ein super Start in Gemeinschaftsarbeit! Der Wind hat etwas nachgelassen, wir können beim Kreuzen die Abläufe optimieren: Wer zieht wann am grobem bzw. feinem Backstag!? Auch merken wir, wenn das feine Backstag zu früh los gemacht wird und dann auch noch einer von der Kante nach Lee an die Fockschot geht, entsteht schnell zu viel Druck und die Wende wird unfreiwillig eingeleitet … die Taktik dabei nicht vergessen: „Die rechte Seite ist besser, da kriegen wir vom Rechtsdreher früher was ab!“ Also auf die rechte Seite, die Konkurrenz dabei im Blick behalten. Sehr effektiv: die Ansage der Böen in rückwärts gezählten Sekunden mit Drehinfo, so kann ich schon vor der Bö korrigieren. Die Downer machen echt Spaß, dank der Taktikanleitung der Jungs lassen wir kaum mal einen vorbei, dafür überholen wir. Natürlich klappt nicht alles: Spi zu spät runter, keiner an der Großschot beim an Wind gehen am Leefass … Haltestelle … schon sind zwei vorbei … am Ende wissen wir nicht: sind wir vor oder hinter der Smilla im Ziel? Wir waren ganz knapp hinter ihnen und somit 5. Schiff! Und: die Pinne hat einwandfrei gehalten! In den Pausen lasse ich gern mal andere an die Pinne um auszuspannen, ist schon ganz schön anstrengend die Konzentration die ganze Wettfahrt hoch zu halten! Es gibt den Rest von Utes Kuchen. Die Pause ist nicht lang, schon geht es weiter! Diesmal liegt die Linie genau ausgerichtet, da sagte Bernhard: „Dann starten wir diesmal da, wo wir Platz haben.“ Wir peilen noch die Linie, dann suchen wir nen gut freien Platz und segeln dann mit Fahrt zur Linie, dann die Linie runter und in den Start – freier Wind , Platz nach Luv, wieder alles gut geklappt! Die Wenden gehen inzwischen wie am Schnürchen, allerdings hat der Wind auch noch etwas weiter nachgelassen. Die Spimanöver klappen super, wir sind inzwischen toll eingespielt, das macht Spaß! Am Ende der letzten Wettfahrt gehen wir hinter der Exellence von Niels aus Kopenhagen und der v. Schönwetter von Frederic, unserem überlegenen Dauerkonkurrenten der MiAR als 3. Schiff in Ziel! Darauf gibt es ne Runde Portwein aus der Buddel und wir segeln zufrieden zurück in den Hafen. Beim Molenpils auf der Außenmole, vom Hafenmeister wie besprochen pünktlich dort hin gestellt (vielen Dank!), werden die Tagesereignisse besprochen. Es ist nett mit alten und neuen Segelkollegen Erfahrungen auszutauschen. Das können wir beim Klassenessen im Zelt auf der Clubwiese weiter führen. Es gibt ein leckeres Putencurry von unserm Gastronomen, leider ist das Zelt zwischen X-79 und J-80 bunt gemischt, das erschwert die Kommunikation innerhalb der Gruppe.
Der nächste Tag zeige sich prächtig, ‚wie bestellt‘: viel Sonne, ca. 3 Bft. Also bestes Segelwetter! Und: ganz eindeutig Genua, da war sich das Feld erneut einig! Wir machen auf dem Weg nach draußen zum Üben wieder ein paar Wenden, denn mit Genua sind die noch anspruchsvoller: kurz back stehen lassen, aber nur kurz damit man schnell rum kommt und dann schnell dicht, aber nicht zu dicht, damit man erstmal losfahren kann, Fahrt machen, erst dann geht es um Höhe, so wird es mir „altem X-79-Hasen“ erklärt von den jungen Leuten. Und sie haben recht! Der Start klappt nach altem Rezept wieder bestens, ich weiß nicht mehr, ob rechts oder links, jedenfalls stimmt die Ansage und somit die Position und die Ausgangslage für das Rennen. Die erste Kreuz läuft gut, die Wenden werden immer besser, wir laufen eine tolle Höhe! Mehrfach erleben wir Folgendes: einer geht hinter uns durch, überfährt uns etwas, um dann in guter Luvposition frei zu fahren. Wir segeln bei guter Fahrt so viel Höhe, dass der sicher geglaubte Achterkandidat wieder weg wenden oder in der Layline zur Luvtonne die Abwinde in Kauf nehmen muss! Ich muss innerlich grinsen: es geht frei nach unserem lockeren MiAR-Spruch: „Höher und schneller!“ So zu segeln ist eine echte Freude! Am Luvfass sind wir 3.! Der Downer wird - wie gewohnt - begleitet von vielen Ansagen: „Da ist ne Kante, geh kurz höher!“ Schon wieder ne neue Vokabel: das heißt da ist Wind, aber nicht bei uns, sondern vielleicht 20m in Luv, also Kurs kurz um 5 oder 10° höher, dann sind wir früher im Wind, als die anderen. Das zeigt sich als sehr effektiv! Wir kommen auf! Die nächste Kreuz bringt uns voran, die Wenden klappen, die Seite stimmt. Am Ende sind wir hinter der Exelence 2.! Beim Downer ändert sich nichts mehr … muss man ein Boot namens Exellence mit einer Serie von 2-1-1 nicht vor lassen? Wir gehen als 2. Ins Ziel!! 8., 5., 3., jetzt 2., was soll noch kommen?? In der Pause gebe ich die Verantwortung wieder ab um runter zu fahren. Wir reden kurz über die erste Wettfahrt des Tages. Die reparierte Pinne hält, bei uns klappt seglerisch gerade alles, wir fahren vorne mit, also weiter so! Beim nächsten Start ist wieder die linke Seite, diesmal nur leicht, im Vorteil. Mein Vorteil: ich weiß es Dank Ansage. Und mit dem Dirigat meiner Taktiker, die sich auch noch einig sind, werde ich gut geleitet. Die Startposition könnte besser nicht sein: links, gut voran, freier Wind, tolle Höhe. Wir segeln, es passt alles. Richtige Seite, beste Wenden, am Luvfass sind wir wieder 3.! Auf dem ersten Downer holen wir noch einen. Die nächste Kreuz gelingt uns wieder bestens: Wenden gut, Seite gut, „alles gut“. Am Luvfass kommen wir als erstes an, ich kann es kaum glauben, ich guck immer nach vorn, aber da ist keiner … nun gilt es nach hinten zu verteidigen, das stellt sich als gerade nicht schwierig dar: etwas aufpassen, dass keiner was ganz anderes macht, alle Dreher und Wind-Nachlässe aufmerksam wahrnehmen und entsprechend reagieren. Beim Leefass sind wir deutlich voran, nun nichts mehr falsch machen auf der kurzem Kreuz, aber da ist keine große Gefahr. Der Ziel-Tut der zweiten Wettfahrt ist unser, das ist ein gutes Gefühl, auf einer Meisterschaft habe ich das noch nie erlebt! Wieder Pause, runter fahren, Kuchen essen, Kräfte tanken. In der Pause kommt Janine von der X-Brave vorbei. Sie ruft: „Was hast du heute gefrühstückt? Das will ich auch!“ Spoon von der Tony Express segelt vorbei und sagt was anderes, meint aber das gleiche: „Sven, ihr seid ein Problem!“ Beim nächsten Start klappt es nicht ganz so gut, wie bisher, die Ausgangssituation ist ok, aber schlechter, als bisher … meine Taktiker können sich irgendwie nicht auf die richtige Seite einigen, der Wind dreht extrem … ich verwirre sie noch mit folgender Aussage: „Manchmal ist es auch gut in der Mitte zu fahren und alle Dreher gut mit zu nehmen, damit bin ich schon gut gefahren!“ … wir kommen nicht gut am Luvfass an … der Downer geht besser, bringt uns aber keine Plätze nach vorn … die 2. Kreuz geht etwas besser, das Feld ist jetzt echt eng. Das haben wir schon in den letzten Jahren erlebt, je weiter wir in der German Open kommen, desto enger ist das Feld: bei den „Guten“ ist die Lernkurve einfach flacher! Nehmen wir am Ende die linke Gatetonne? Die scheint gering benachteiligt, ist aber im Gegensatz zur rechten fürs Manöver völlig frei … am Ende wissen wir nicht: sind wir 5. oder 6.?? Das ganze Feld ist so eng, dass zwischen uns und dem Ersten nur ca. 25 m sind … Wir waren 6., das ist etwas ernüchternd, nach den ersten 2 Wettfahrten heute. Das nächste Rennen geht so ähnlich, der Wind ist inzwischen mehr, es ist grenzwertig für die Genua, wir machen mehr Fehler bei den Wenden, schießen auch mal in die Sonne an der Kreuz, das kostet, jetzt wär fast die Fock besser … die Taktik-Abteilung ist unsicher - ich halte mich mit Vorschlägen zurück … die Dreher sind extrem, wir haben mehrfach Pech - das sag ich jetzt mal … am Ende gehen wir sehr knapp zum 6. als 7. ins Ziel … Mit dem Anfang sehr zufrieden, mit Wettfahrt 3 und 4 natürlich nicht zufrieden segeln wir zurück zum Hafen. Trotzdem gibt es einen Schluck Port aus der Buddel! Beim Molenpils unterhalte ich mich mit Thorsten von der Equinox, er sagt: „Die Downer sind ja irgendwie langweilig, da segeln alle nur mehr oder weniger stramm runter … wenn ich am Ende sehe, wie eng der Zieldurchgang ist, denke ich: da könnte man auch mehr rausholen!“ Da erzähle ich von unsern Downern und freue mich über meine Jungs! Für abends hatte Tjerk zum Grillen in die in Flensburg neu mit Timo gegründete Segelmacherei TT-Sails eingeladen. Wir hatten ihn unterstützt mit Grills, Bierbänken, Besteck und Geschirr sowie zwei Salaten. Wir verleben einen sehr runden Abend in Kielseng in der Segelmacherei, besichtigen diese und genießen Grillwurst, Salate und Gesellschaft im Hof. Mit viel intensivem Schnack und Kennenlernen der Neuen vergeht die Zeit schnell, besonders wohl, weil wir hier unter uns sind! Es werden allerhand Preise verlost (die Plätze waren ja noch nicht ausgesegelt!), die begehrtesten waren Taschen von TT-Sails mit dem X-79 Logo!
Am nächsten Tag geht es um die letzte Wettfahrt, denn am Samstag hatten wir ja schon 4 gesegelt, so dass nur noch eine zu den geplanten 8 fehlt! Es ist wieder ziemlich viel Wind, zunächst überlegen einige, ob es überhaupt sinnvoll ist zu segeln. Und: wieder haben alle die Fock angeschlagen, ungewohnte Einigkeit, bzw. eindeutiges Wetter! Die ersten gehen raus, so dass ein gemeinsamer Beschluss zur Absage nicht mehr möglich ist. Wir für uns beschließen jedenfalls raus zu gehen und überlegen, ein Reff einzuziehen, lassen es dann aber erstmal sein. Tanno von der Circus Maximus und Thorsten von der Equinox beschließen nicht zu segeln und beginnen abzubauen. Da sehen wir Frederic mit der von Schönwetter mit Reff aus dem Hafen segeln, das habe ich noch nie gesehen! Ich dachte er hat die Reffleinen nur, weil es von der Klassenvereinigung so vorgeschrieben ist … wir machen es nach und es ist gut so. Draußen sind mächtige Drücker, an der Probekreuz legen wir uns trotz Reff auf die Backe … aufpassen ist angesagt und Schadensbegrenzung, keine groben Schnitzer, kein Sonnenschuss, heil rein kommen! Der Start ist nicht ideal, aber ok. Die Kreuz ist hart, die Dreher extrem. Am Luvfass sagt Bernhard: „So wie der Wind zur Zeit steht, wäre ich für den Spi!“ Gesagt, getan. Wir passen auf, Barberholer beidseits straff, sofortiges Mitgehen bei beginnendem Geigen – es läuft gut, wir überholen andere, die keinen Spi gesetzt haben. Die Dänen sind allerdings so weit und uneinholbar voran, dass die gar keinen Spi brauchen, das ist beeindruckend, allerdings hatten sie anfangs auch Probleme das Gewichtslimit einzuhalten, das Gewicht kommt ihnen jetzt zugute! Die zweite Kreuz wird noch härter, Bernhard arbeitet unermüdlich an der Großschot, wir versuchen unsere Wenden so gut wie möglich zu machen. Beim 2. Downer beschließen wir auf den Spi zu verzichten, da die Drücker übermächtig erscheinen, wir baumen die Fock aus und fahren gut damit. Frederic auf der von Schönwetter setzt als einziger den Spi, hat allerdings auch deutliche Probleme damit, zwischendurch sehen wir seinen Spi waagerecht am Spifall zappeln, er kann ihn nur bergen, indem er vor den Wind geht, damit er runter kommt und sie ihn einfangen können. Trotzdem bleibt er vor uns! Am Ende werden wir bei dieser Wettfahrt 4. und hatten keinen Zwischenfall! Wir kreuzen nach Hause und gönnen uns dort erst einen Port, dann Kaffee. Der Blick auf die Tabelle zeigt, dass wir unseren 5. Platz verfestigt haben, allerdings fehlt uns nur ein halber Punkt zum 4. (im 6. Rennen waren 2 Schiffe mit 2.5 Punkten gewertet worden). Schade eigentlich, wenn man bedenkt, dass wir 3 Wettfahrten sehr knapp hinter einem andern beendet hatten … wir hören von Matthias von der Smilla, die so knapp vor uns liegen, dass sie wieder rein gegangen waren, weil ihnen das Backstag gerissen war … da sagte Lukas: „Da ist es doch gut, dass wir nicht durch den Bruch eines anderen nach vorn gekommen sind!“ - Insgesamt hatten wir sehr viel Spaß miteinander und sind sehr zufrieden mit unserer Leistung, so schnell habe ich unser Schiff noch nie gesegelt und die Jungs waren sowieso unschlagbar! Meinem Bruder Dirk, der uns in Gedanken aus der Ferne begleitet, schicke ich ein Foto von der Tabelle und er scheibt spontan zurück: „Alle Plätze von 1-8 in einer Serie, das ist auch eine Leistung!“ Nun heißt es erstmal aufräumen, nasse Segel ins Auto, Thomas‘ Schiff wieder von unseren Sachen befreien. Dann geht es zu Gruppenfoto und Preisverteilung. Leider ist diese von uns für die Wettfahrtleitung nicht eindeutig vorbereitet und die Dänen bekommen als Erster fälschlich das Halbmodell des deutschen Meisters … So bekommt Frederic von der von Schönwetter, der 2. wurde und somit erster Deutscher diesen leider Preis nicht. Als wir das im Vorstand realisieren, ist es zu spät, wir können der Exellence den Preis nicht wieder nehmen – Frederic, das tut mir leid, du bist jedenfalls unser Deutscher Meister! Herzlichen Glückwunsch!
Sven Outzen – GER 234