Refit von GER311 Solbakken

U-Schiff, Rumpf, Neugestaltung Streifen, Deck, Fenster und die Reparatur vieler kleiner und großer Gelcoatschäden. 

Die Vorgeschichte

Manches beginnt mit einer Schnapsidee. So auch hier. Eines Abends im Januar 2024 saß ich mit einem netten Glas Whisky vor dem Kamin und sah auf DBA.dk eine Bootsanzeige. „Schatz guck mal, unsere alte X-79 steht zum Verkauf“.
Nach gut 20 Jahren mit regelmäßigen Segelurlauben (konsolidiert etwas über 1Jahr) hatten meine Frau und ich uns kurz vorher gefragt, ob wir bootsmäßig noch richtig liegen. Irgendwie nutzten wir unsere X-332 fast nur noch als Daysailer, wir hatten die Ostsee abgesegelt. 
Am nächsten Tag hatte die Idee sich zu verkleinern, und vor allem ein trailerbares Boot zu haben, enorm an Fahrt aufgenommen. Also habe ich Michael angerufen, den Mann, dem ich Solbakken 22 Jahre zuvor verkauft hatte. Er konnte sich an mich erinnern und wunderte sich sehr, dass ich mit ihm einen Besichtigungstermin vereinbaren wollte. 

Das Boot stand in Aalborg. Draußen und ohne Abdeckung. Die Außenlagerung zusammen mit nur der nötigsten Pflege präsentierten uns ein trauriges aussehendes Boot. 22 Jahre Nutzung mit wenig optischer Pflege hatten Spuren hinterlassen. Vor allem das Unterwasserschiff sah grottig aus. Hätte ich nicht gewusst, was unter der Farbe war (dazu später mehr) hätte ich mich wieder umgedreht, um die Rückfahrt anzutreten. 
ABER: Rumpf und Deck waren immer noch bockhart und vor Allem trocken. Nur der Decksaufbau hatte etwas Feuchtigkeit gezogen, auch dazu später mehr. Die Beschläge waren OK und als „Bonus“ war mein alter Mast 2021 abgesegelt worden und im Mastenlager blinkte mich ein neuer John an. Eine halbe Stunde später hatten wir uns auf einen für beide Seiten passenden Preis geeinigt. Inklusive Entsorgung des alten Motors und der Räder des Trailers. Da waren tatsächlich noch 1989er Originalreifen drauf. Die Überführung nach Hause erfolgte dann im April mit 4 mitgebrachten, brandneuen, Kompletträdern am Anhänger. 

Zulassung eines Anhängers aus dem Ausland

Das Thema hat tatsächlich etwas mit Refit zu tun! 
Auch wenn der in Frage stehende Trailer schon mal in Deutschland gelaufen war, beim Import eines Trailers aus dem Ausland muss bei einem Prüfiningenieur (TÜV, GTÜ, Dekra etc.) eine Einzelabnahme erfolgen, um mit dem daraus entstehenden Gutachten das Fahrzeug zulassen zu können. Dies bitte nicht unterschätzen! Es kostet ca. 200€ plus Material und ggfs. Werkstattarbeit. 
In DK sieht man beispielsweise die Beleuchtung sehr viel entspannter. Lampen benötigen keine EU Prüfnummer und es werden weder Nebelschlussleuchte noch Nummernschildbeleuchtung verlangt. Daraus entstanden 150€ an Materialkosten und 2 Tage Arbeit (vielen Dank an meinen Sohn).
Michael hatte glücklicherweise noch alle Papiere und Fa. Heku existiert auch noch. Dort hat man noch alle Daten vorliegen, nach über 35 Jahren ist das nicht mehr unbedingt Standard. 


Fazit: Beim Trailerkauf im Ausland fallen immer Extrakosten an und der Trailer muss zu unseren Vorschriften passen. Datenlage ist wichtig und der Anhänger muss unbedingt eine lesbare Plakette mit Daten und Fahrgestellnummer haben.  

Das Unterwasserschiff

Die ziemlich glatt aussehende Oberfläche des Antifouling war durchsetzt sehr vielen kleinen Löchern, ca 0,2-0,6mm groß. Der Bootsbauer meines Vertrauens nannte das „Pinholes“. Es sah täuschend nach Osmose aus. Wahrscheinlich der Grund, warum vor mir niemand das Boot gekauft hatte. 
Bestärkt durch die Feuchtigkeitsmessung und weil ich selbst im Winter 2000 eine Osmoseprophylaxe durchführen ließ, war ich nicht besorgt, aber die alten Farben mussten runter. Etwas, was ich eigentlich nie wieder selbst machen wollte, Uaaagh!!
Ich habe es dann doch getan. Ohne Zeitdruck ranzugehen und ein nagelneuer Mirka Schleifer machten es weniger schlimm als ich erwartet hatte. Nach ersten Proben wurden 6 farblich verschiedene Schichten alten Antifoulings sichtbar. Ich gehe davon aus, dass einige davon aus mehrfachen Lagen derselben Farbe bestanden. Leider erwiesen sich 2 Schichten extrem widerstandsfähig. Am Ende konnte ich diese Schichten mit langsamer Einstellung der Maschine und 40er!!! Abranet Scheiben herunterbekommen. 

Keine Ahnung was das für ein Antifouling war, die Entwickler hatten eine Entfernung scheinbar nicht vorgesehen….
An dieser Stelle muss ich eine sehr deutliche Warnung aussprechen! 40 er Körnung ist normalerweise ein No-Go! In diesem Fall war es pure Notwehr. Ich muss dazu sagen, dass ich zum Teil „nur“ eine Stunde am Trag geschliffen habe. Jegliche Ungeduld oder Fahrlässigkeit kann zu bösen Riefen im Rumpf führen. Sobald ich genervt oder müde wurde, habe ich aufgehört. Damit zog sich das U-Schiff Schleifen über 2 Wochen hin.  Das Ergebnis war gut, ich habe mir „nur“ 2 Fehler geleistet, die gut mit Epoxi Spachtel korrigiert werden konnten. Die schon existente Epoxi Beschichtung des Gelcoats konnte ich im Wesentlichen erhalten. 

Überrascht war ich von der, unter dem Antifouling befindlichen, in 2000 durchgeführten Osmoseprophylaxe. Peter Wrede hat damals offensichtlich nicht das aufwändige Verfahren durchgeführt, was er mir verkauft hatte. Es wurde einfach nur mit VC Tar oder einem anderen schwarzen Produkt gearbeitet. Völlig überrascht war ich, als zwei sehr alte Spachtelstellen unter der Beschichtung auftauchten. Diese vor der Prophylaxe schon auffälligen Stellen hatte man nicht wie vereinbart fachgerecht repariert, sondern einfach nur drübergepinselt.  

Nun gut, das Schiff war trocken, irgendwie hatte also die Beschichtung ihren Zweck erfüllt und die mittlerweile völlig weichen Stellen mit dem Polyesterspachtel waren begrenzt, ich konnte keine Folgeschäden feststellen. Sie sind dann halt 22 Jahre später repariert worden. Witzig finde ich das trotzdem nicht, warum geht man für teuer Geld in eine Werft? Dieser Pfusch ist Peter Wrede persönlich zuzuschreiben. Die Leute, die heute unter dem Namen aktiv sind, können nix dafür und leisten, wie ich höre, gute Arbeit! 
Zurück zum U-Schiff. Nach der groben Arbeit habe ich alles nochmal mit wenig Druck auf der Maschine mit 180er Körnung geglättet und dann mit Isopropyl Alkohol abgewaschen. Dann kam der spannende Moment mit einer Probe, ob sich der von mir ausgesuchte Hempel Light primer mit der bestehenden, unbekannten, Beschichtung vertragen würde. Alles gut! Es wurden dann 5 Schichten aufgetragen, um für die nächsten Jahrzehnte Ruhe zu haben. Die vorherigen Schichten habe ich konzeptionell einfach ignoriert. Sicher ist sicher und „Reserve“ ist immer gut.  
Nach einer Woche Durchtrocknung dann wieder leicht anschleifen, um zwischen Primer und Antifouling eine physikalische Verzahnung herzustellen. 
Als Antifouling habe ich Jotun Racing Hartantifouling gewählt. Ein Freund aus Sonderburg hatte es empfohlen. Es ist ein cremeweißes Antifouling, welches gut zum Gelcoat des Rumpfes passt. Vor allen Dingen wird es über Wasser nicht im Laufe der Saison grün. Nett zu haben, da meine Wasserlinie seit 1999 den untersten der drei originalen Streifen voll überdeckt. Beim Auskranen war die Wirkung OK. 

Empfehlungen: Gutes Werkzeug ist nur durch noch besseres Werkzeug zu ersetzen! Besonders begeistert bin ich von den Abranet Schleifmitteln. Die Absaugung vom Schleifstaub durch das Schleifgitter funktioniert bestens und die Standzeit war im Vergleich zu meinen konventionellen Schleifmitteln (immerhin von Festo) mindestens doppelt so lang. Die konventionellen Scheiben sind bei den schlimmen Schichten sehr schnell zugeschmiert und nach maximal einem halben qm war absolut Ende. 
Nach dem halben Unterwasserschiff war dann auch ein neu gekaufter Sauger von Kärcher „gestorben“. Lagerschaden in der Motorwelle. Beim Reklamieren habe ich dann gelernt, dass Kärcher Sauger trotz Filterpatrone  plus Filtersack gar nicht zum Absaugen von Schleifstaub geeignet sind. Steht im Kleingedruckten. Diese gelben Staubsauger vertragen keinen feinen Staub. Irre oder? Nun habe ich ein Profigerät. 
Ich habe diese Arbeiten Anfang Mai durchgeführt. Zu einer Zeit, wo man eigentlich Segeln will. Kann ich aber trotzdem nur empfehlen, auch weil ich nach der Arbeit einfach in die Ostsee springen konnte. Man musste sich beim Schleifen schon ziemlich verrenken. Ich mag mir nicht vorstellen, wie ätzend das im Winter gewesen wäre. Schönen Gruß von den Bandscheiben. Auch das Beschichten geht viel besser und die Farben binden ordentlich ab. 

Rumpf über Wasser

Ein 38 Jahre altes Boot hat naturgemäß abgestumpftes Gelcoat. Solbakken wurde von allen bisherigen 5 Eignern auf den Regattabahnen bewegt. Beste Ergebnisse waren eine niederländische und zwei 2 deutsch dänische Meisterschaften. Für mich neu war ein fachmännisch reparierter Einschlag an Steuerbord. Nun ist alles symmetrisch, an BB ist auch einer……Bei genauem Hinsehen fanden sich dann noch einige tiefere Kratzer und ein unbehandelter Sternbruch im Gelcoat. 
Deshalb lagen folgende Arbeiten an: Risse und Brüche ausfräsen und mit neuem Gelcoat verschließen. Dann alles ordentlich beischleifen und den gesamten Rumpf ordentlich durchpolieren. Schlussendlich hatte ich noch die Ambition das Schiff wieder mit drei Streifen zu versehen. Ich hatte im Internet Bilder einer dänischen 79 gesehen wo der Eigner ebenfalls den untersten Streifen unter Antifouling gesetzt hatte. Den dritten Streifgen hat er dann oberhalb ergänzt. Das sah dann aus wie eine kleine 332. War ich dran gewöhnt, wollte ich auch. 
Viele wissen es nicht, man kann bei X-Yacht Gelcoat passend zu seinem Boot kaufen. Ich habe drei Xen und eine Banner 30 (auch Jeppesen Design) besessen. Oft habe ich  erfolglos versucht von verschiedenen Lieferanten passendes Gelcoat zu bekommen. Das von X ist farblich am nächsten gewesen, das gelieferte Gelcoat hat super gepasst. Man erkennt die Reparaturen nur wenn man weiß, wo sie sind. Ich bilde mir ein, nach der Saison ist das neue, minimalst hellere, Gelcoat nachgedunkelt und dem alten noch etwas ähnlicher geworden. 1 kg des weißen Farbtons sind Minimum Menge, aber an Rumpf und Deck war viel zu tun. 
Die tiefen Kratzer und besonders die durchgehenden Risse habe ich mit einem Dremel mit 2,5 mm Diamant Werkzeug aufgemacht, um wirklich alle Beschädigungen herauszubekommen. Beim Verfüllen so breiter „Rillen“ gibt es zwei Probleme. Das Gelcoat hineinzubringen und es bis zur Erstarrung am Herauslaufen zu hindern. Der Bootsbauer, in dessen Halle ich stehe, empfahl das Anmischen kleiner Mengen (Einwegschnapsglas, Drittel voll) und es dann just im Moment des Anziehens mit einem Zahnstocher einzubringen.  Geht gut, aber schafft nix weg. Ist eine Methode für kleine Stellen und/oder geduldige Menschen. Ich habe mir Einwegspritzen aus der Apotheke geholt. Angemischtes Gelcoat aufziehen und großzügig in die Risse füllen.  Mein Trick war es dann sofort Abreißmatte-Streifen aufzubringen, quasi wie ein Pflaster. Diese Streifen hatte ich vorher zugeschnitten. Sitzt alles kann man dann das noch eben weiche Gelcoat unter dem „Pflaster“ vorsichtig von außen mit einem Spachtel glätten damit man nicht zu viel schleifen muss. Ist das Gelcoat hart, wird die Matte abgerissen. Der erste Arbeitsgang erfolgte mit einem Lackhobel. Das sind großartige, kleine, manuelle, Geräte deren Anschaffung sich in jedem Fall lohnt. Nicht nur für Gelcoat sondern auch für die Entfernung von Tropfnassen in Lack. Gibt es von MIRKA und von PFERD.
Danach plan schleifen. Es entstehen super leicht Dellen weil das neue Gelcoat (scheinbar, mir kam es so vor) eine andere Härte hat als das alte. Vorsichtig arbeiten und immer geduldig plan zur Oberfläche arbeiten. Ich habe in mehreren Schritten bis zum letzten Gang mit 3000er Körnung nass geschliffen. Danach Politur. Ich habe mit 3M Produkten gearbeitet. Die funktionieren gut für mich, es gibt aber auch viele Alternativen. Zuerst habe ich mit „heavy cutting“ Schleifpolitur behandelt und dann mit „light cutting“. Das „light“ Produkt ist ein Kombiprodukt mit Wachs. Ein Arbeitsgang wird gespart. 

Unsere Boote haben eine sehr ordentliche Gelcoat Stärke. Mann könnte fast fett dazu sagen. Meine Polituren sind abrasiv, aber da ist ordentlich Fleisch auf dem Laminat. 

Ein besonders extremer Fall war das Deckshaus. Der farblich abgesetzte Bereich um die Fenster herum war regelrecht „explodiert“, das Gelcoat war mit hunderten kleiner Risse durchzogen. Der Feuchtemesser zeigte deutlich Nässe in diesem Bereich an. Die Abdichtung der Handläufe hatte nachgegeben und von da aus ist Wasser in den Schaum gezogen. Im Sommer hitzte die Sonne die dunkelblauen Flächen und die Beschichtung extrem auf. Resultat war eine Aufsprengung des Gelcoats. 
Ich habe in mühevoller Kleinarbeit 3 Tage lang jeden Riss mit dem Dremel bis runter auf das Laminat aufgemacht. Erst wollte ich das Gelcoat großflächig ersetzen, wurde aber vom Bootsbauer ausgebremst. Er meinte ich würde keine glatte Oberfläche hinbekommen. Ausschleifen und mit Epoxidspachtel verschließen, dann planschleifen  wäre die einfachere Lösung. Hat geklappt!
Am Tag nach dem Spachteln habe ich innen rund um die Fenster eine großzügige Reihe von 2 mm Entlastungsbohrungen durch die Innenschale gesetzt. Da war nur in der sommerheißen Halle schon wieder gut Druck drauf der bei der erste Bohrung aus jeder Seite rauspfiff. Da an Deck das Wasser nicht mehr eindringen kann und ich eh eine Hafenplane benutze kann das Deckshaus nun über die kommenden Jahre wieder trocknen. Es ist ja „nur“ Süßwasser eingedrungen. Es ist kein Salz, das Feuchtigkeit anzieht drin. 

Empfehlung: 
Der Rumpf spiegelt nun wieder. Schlüssel zum Erfolg ist auch hier eine gute Maschine und vor allem Geduld. Ein 25€ Schwabbel von Aldi etc. ist bestenfalls zum Einwachsen geeignet. Meine professionelle Maschine hat auch bei niedriger Drehzahl noch genügend Kraft, man kann so exakter Kanten und schwierige Stellen bearbeiten.
Polituren ziehen relativ schnell an. Beim Polieren entsteht Wärme und das als Lösungsmittel enthaltene Wasser verflüchtigt sich. Der Widerstand am Schleifteller geht hoch und die Polierwirkung lässt nach. Ich habe immer wieder mit Wasser aus einer Sprühflasche benetzt und relativ kleine Flächen lange bearbeitet. So lassen sich beste Ergebnisse erzielen. Man muss lediglich das Dosieren vom Wasser lernen, bei zu viel Wasser gibt es sonst Spritzer in alle Richtungen, was die Hallennachbarn nicht gut finden. 

Das Rumpf-Finale, Streifen lackieren

Wie oben schon erwähnt, es sollte wieder ein 3 Streifen Schiff werden. Den dritten Streifen oberhalb hinzufügen hört sich einfach an, ist es aber nicht. Die Streifen verjüngen sich vom Bub zur Bootsmitte um dann achtern erheblich breiter auszulaufen. Ich habe für die ersten 3 Fünftel des Bootes den alten obersten Streifen und dessen Abstand nach unten vermessen und mit weichem Bleistift oben Hilfspunkte angezeichnet und diese dann abgeklebt. Hinten ging es nur mit Augenmaß. Tape kleben, 15m zurücktreten, peilen und korrigieren. Nach 5 Versuchen sah es gut aus. Ich habe zuerst Steuerbord gemacht und dann gemessen und nach BB übertragen damit es im schlimmsten Fall wenigsten auf beiden Seiten gleich schlecht aussieht. Es ist aber gut geworden, auch im Wasser sieht alles gerade aus. Jubel!

Zum Abkleben. Ich hatte beim Grundieren anderer Stellen gemerkt, dass mein eigentlich gutes Tape von 3M von Farbe unterlaufen wurde. Das will man nicht! Die Tape Kanten immer mit einem Lappen am Finger fest anreiben! Ich habe vom Bootsbauer dann Klebeband aus extrem dünnen Reispapier bekommen. Ein Traum!
Zu meiner großen Überraschung kann man als Endverbraucher im Handel keinen Zweikomponenten DD Lack mehr kaufen. Der Grund ist Arbeitschutz, es hatten wohl zu viele Anwender ohne Filtermasken gearbeitet. Zum Glück konnte ich die Farbe problemlos vom Bootsbauer bekommen. Eine Filtermaske habe ich selbst, denn auch in Antifouling sind zum Teil fiese Lösungsmittel drin. Ach ja, einmal im Jahr neue Filter kaufen, die Aktivkohle verliert im Zeitablauf an Wirkung. 
Beim Lackieren ist, wie bei jeder Beschichtung, penible Vorbereitung wichtig! Hier sieht man Fehler besonders deutlich. Durch das Polieren waren auf den untern Streifen und am Rumpf Reste von Politur und von Wachs vorhanden. Die mussten unbedingt runter. Maske auf und mit Aceton entfetten und reinigen. Dann abkleben. Jetzt anschleifen. Die Reihenfolge von Schleifen und Kleben ist die Wahl zwischen Pest und Cholera. Klebt man vor dem Anschleifen nicht ab, werden die Zwischenräume wieder stumpf. Klebt man ab muss man unheimlich auf die Tapes aufpassen. Ich habe mit 800er Schleifpapier einen ersten Gang gemacht und dann mit einem sehr feinen Schleifvließ aus dem Autohandel die Kanten zu den Tapes noch mal nachgearbeitet. Schließlich ist das der kritische Bereich, wo sich der Lack an der neuen Kante sonst ablösen kann. 
Für das Lackieren war das Wetter optimal. 26 Grad. Ich habe mit einer sehr guten 5cm Rolle lackiert. Durch das warme Wetter hat sich die Oberfläche so extrem gut glattgezogen, dass es aussieht als hätte ein Profi gespritzt. Dann geduldig warten bis die Farbe anzieht, aber noch nicht trocken ist. Zieht man die Klebebänder zu früh ab gibt es Ziehfäden und zu lange Warten kann eine sehr unregelmäßige Kante erzeugen. Zum Testen des Trocknungrades sollte man eine kleine Probefläche anmalen, die nicht am Schiff ist. 

Das Deck

Als ich das Schiff zum ersten Mal besaß, gab es böse Beschwerden vom Vorschiffsmann. Das Deck war glatt geworden. Um Abhilfe zu schaffen habe ich es 1999 mit Interdeck gestrichen. Das war keine gute Entscheidung, die Fläche wurde recht schnell unansehnlich und bei Sonne wurde das Deck extrem heiß. An den Kanten löste sich die Farbe schnell ab und jeder Kontakt mit dem Spibaum hinterließ eine Spur. Allerdings hat die Anti-Rutschwirkung doch lange angehalten. 2024 sah das Boot aber optisch katastrophal aus. 

Alle meine Fragen zu Decksbeschichtungen wurden mit „nimm KiwiGrip“ beantwortet, egal wen ich auch fragte. Stimmt, ist ein tolles Material! Es verträgt sich chemisch mit dem Interdeck Belag. Ich habe trotzdem die gesamte Fläche mit 80 er Körnung geschliffen und dann mit Isopropylalkohol entfettet um sicher zu stellen, dass die alten Farbreste noch mit dem Gelcoat fest verbunden waren und um für die neue Beschichtung eine mechanische Verzahnung herzustellen. 

Noch länger als das Schleifen dauert das Abkleben. Die x-79 hat etliche Konturen im Deck die ihr Erscheinungsbild mit bestimmen. All das will abgeklebt werden. Hinzu kommen viele Rundungen und kleine Radien, die man mit einem kleinen Tapetenmesser vorsichtig nachschneiden muss. 
Der neue Belag ist wasserlöslich. Man kann unabsichtlich verschmutzte Flächen mit einem nassen Lappen reinigen. Wenn man es denn merkt…….Nach dem Trocknen ist es sehr schwierig Farbklekse zu entfernen. Deshalb: Ordentlich abkleben! Besonders den Decksaufbau und die Alukante des Bootes. Die grobe Walze, mit der die neue Standflächenstruktur hergestellt wird, erzeugt sehr kleine Spritzer die man fast nicht sieht, aber dann nach dem Trocknen doch gut fühlen kann. Die sind dann z.B. beim Polieren hinderlich. 

Für das Beschichten mit KiwiGrip gibt es online Tutorials. Die sind gut! In jedem Fall sollte man eine Probefläche machen um ein Gefühl zu bekommen wie mit dem Material umzugehen ist. Ich habe dafür einfach die beiden Lukendeckel benutzt, ich hatte sie eh ausgebaut. Zusätzlich von mir 2 Tipps: 
1. Um das Material aufzubringen und um die für das Rollen geeignete Schichtdicke zu erzeugen habe ich 4mm Zahnspachtel gekauft. Mein Spachtel hat verschiedene Zahnungen mit denen ich das gut und sparsam hinbekommen habe. Zu viel Material aufzubringen schadet zwar nichts, es ist aber recht teures Material. Außerdem meine ich, dass die Struktur bei einer dicken Schicht bis zum Trocknen etwas „verläuft“ und damit weniger „scharf“ ausfällt. 
2. Wenn irgend möglich sollte man zu zweit arbeiten. Eine Person trägt auf und rollt. Die andere Person zieht danach die Tapes ab und putzt ggfs. nach. Die Tapes müssen unbedingt abgenommen werden, bevor das Material anzieht. Je nach Außentemperatur und Belüftung kann das sehr schnell (10 min. ) gehen. 

Ich habe im warmen Frühjahr beschichtet. Nach ca. 40h war das Material fest. Der Hersteller sagt, die Endfestigkeit tritt nach 1 Woche ein. 
Die neue Standfläche hat sich in der ersten Saison bestens bewährt. Guter Grip. Dazu optisch ein Quantensprung zu vorher. 

Fenster

Für das Thema Fenster tauschen schreibe ich einen gesonderten Beitrag. 

Wie frisch aus der Werft!

Beitrag von Matthias Nölting